Vorsingen, der Blog für die letzten 100 Meter auf dem Marathon zur Professur

Vorsingen: Der Blog für Bewerber*innen auf eine Professur

„Vorsingen“ wird in der Wissenschaft der Vorstellungstermin für Bewerber*innen auf eine Professur genannt. Bei diesen Präsentationen und Gesprächen geht es um viel. Es sind die letzten 100 Meter des Marathons auf dem Weg zur Professur und damit oftmals auch zur unbefristeten Stelle.

Für viele eine scheußlich stressige Situation. Insbesondere dann, wenn sie nicht wissen, wie es abläuft und wie sie sich sinnvoll vorbereiten können. Es ist zu schade, wenn wirklich kluge und geeignete Menschen hier scheitern oder sich arg quälen. Wer die Spielregeln kennt, hat es leichter, gerade wenn es keine erfahrenen oder gar mächtigen Mentor*innen gibt, die einem den Weg zeigen können.

Mein Wissen über Berufungsverfahren teilen

Seit 2001 berate ich Menschen, die sich auf Professuren bewerben, damit sie entspannt und fokussiert ihre Kompetenzen, Konzepte und Interessen präsentieren können. Ich sehe und höre in den Einzelcoachings und Berufungstrainings viel und erfahre noch immer Neues über Abläufe, Inhalte und Dynamiken. Meine Erfahrung und Kenntnisse möchte ich gerne in diesem Blog mit Ihnen teilen.

Besonders gerne und häufig habe ich bisher mit Wissenschaftlerinnen gearbeitet. Ihnen begegnen in manchen Fachgebieten und Berufungskommissionen noch immer offene Diskriminierung oder aber ausgrenzende Strukturen.

Das gilt erfreulicherweise bei weitem nicht mehr für alle Verfahren und Karrierewege. Viele bekommen allerdings noch immer in den Auswahlverfahren oder auf ihrem Karriereweg zur Professur Steine in den Weg gelegt. Aktueller O-Ton eines Betreuers zu einer Wissenschaftlerin:

„Sie haben doch Kinder, da brauchen Sie doch nicht zu habilitieren, Sie haben doch schon ein erfülltes Leben und auch so genug zu tun“.

Nicht alle Verfahren verlaufen fair und transparent

Es geht mir um Fairness und Transparenz in Auswahlverfahren. Je ähnlicher der Kenntnisstand über die Schritte im Berufungsverfahren ist, und je gezielter die Bewerber*innen sich vorbereiten können, desto einfacher, aber auch vergleichbarer wird es für alle Beteiligten.

Unsere skandinavischen Nachbarländer sind uns teils weit voraus. Aus Schweden und Finnland habe ich von Verfahren gehört, in denen nach abgeschlossener Auswahl alle eingeladenen Bewerber*innen ein schriftliches Feedback zu ihrer bisherigen Leistungen in Forschung und Lehre sowie zu ihrer Präsentation vor Ort bekommen haben. So können die Bewerber*innen im Anschluss gut einschätzen, wo sie stehen und auch woran sie vielleicht noch arbeiten müssen, um die Chancen für einen Ruf zu verbessern. Ein Feedback dieser Art gibt es in deutschen Berufungsverfahren nicht.

Berufungsverfahren werden professioneller

Es geschieht allerdings gerade viel an deutschen Hochschulen, die Auswahlprozedere verändern sich, es gibt Variationen. Was in einigen Berufungsverfahren selbstverständlich ist, ist in andere unbekannt, wie z.B. die Abhaltung einer Lehrprobe, die Beteiligung von zentralen Berufungsbeauftragten oder die aktive Einladung zur Bewerbung an interessante Kandidat*innen.

Die Verfahren werden zunehmend professionalisiert. So wird in einigen Berufungskommissionen mit Leitfäden zur Strukturierung des gesamten Prozesses gearbeitet, in anderen können Bewerber*innen sich einloggen und erhalten auf einer Timeline Infos zum Stand des Berufungsverfahrens. An wieder anderen Standorten führen Unternehmensberatungen Assessment-Center durch, um eine genaueres Bild vom persönlichen Profil des oder der Bewerber*in zu erhalten …

Wie auch immer die Auswahl in Ihrem Fall ablaufen wird, es zahlt sich aus, sich gut darauf vorzubereiten. Klar, Menschen sind unterschiedlich, manche fühlen sich unwohl, wenn sie zu häufig einen Vortrag üben oder sich bereits mögliche Antworten für Fragen der Berufungskommission überlegen. Sie haben den Eindruck, dann nicht mehr spontan und authentisch zu sein.

Für die meisten gilt aber, dass es sich lohnt, sich mit den Anforderung, Abläufen und Besonderheiten des jeweiligen Verfahrens gut vertraut zu machen und sich strukturiert und strategisch klug auf den Vorstellungstermin einzustellen. Und vor allen Dingen hilft es zu üben, also die wichtigsten Präsentationen und Gespräche vorher durchzuspielen, um dann vor Ort souverän und fokussiert auftreten zu können.

Insidertipps, Strategien, Erfahrungsberichte

Mit diesem Blog möchte ich meine Erfahrungen und mein Wissen zur Verfügung stellen: Hier gibt es Insidertipps, Strategien, Trost, nebensächliche Details, Absurdes und vor allen Dingen überlebenswichtige Infos zur Vorbereitung.

Hier fließen auch Erfahrungsberichte von Einzelnen ein. Die Veröffentlichung ist entweder mit den Beteiligten genau abgesprochen und/oder wird so in einen veränderten Kontext gesetzt, dass sie nicht mehr der entsprechenden Situation zugeordnet werden kann.
Ich freue mich auf Erfahrungsberichte, Fragen und natürlich über Feedback.

Wenn Sie selbst Unterstützung im Rahmen eines Berufungsverfahrens brauchen, können Sie gerne Kontakt mit mir aufnehmen.

(c) Franziska Jantzen
Foto: Unsplash

12.08.2020

Kontakt

Franziska Jantzen
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